Lust an und für sich, das erotische einhändige Solo wird oft stiefmütterlich behandelt. Denn während manche Frauen darauf schwören, halten andere Abstand. Wahrscheinlich, weil Masturbation – wie sie viel zu trocken heißt – Frauen oft als Tabu, Erregung zweiter Wahl vermittelt wurde. Mit der Botschaft: Weibliche Lust nur für sich allein, wo kämen wir denn da hin! Zu nichts als wahrscheinlich mehr Lust und guten Gefühlen, möchte man heutzutage antworten.
Wir können die Zurückhaltung auch an den Zahlen ablesen. Studien zufolge ist es für die meisten Männer selbstverständlich, sich selbst einen Höhepunkt zu schenken, während es nur vier oder fünf von zehn Frauen tun, je nach Umfrage. Doch die Argumente für die Lust im Alleingang sind, man kann es so ausdrücken, nicht von der Hand zu weisen. Sie ermöglicht es, die eigene Sexualität ungefiltert zu erkunden. Sich selbst positiv zu erleben. Am Ende hat man durch die Übung sogar die Lust zu Zweit besser im Griff. Das hat Potenzial. Also, sehen Sie selbst:
Hallo wach, ihr Lieben. Dieses Argument ist ganz körperlich, biologisch gesundheitlich. Auch schon vor der Menopause wirkt Selbststimulation wie ein kleines Training der Genitalien. Während und nach den Wechseljahren jedoch, wenn Vaginalwände, Klitoris und Schleimhäute weniger durchblutet sind und die Haut dünner und empfindlicher wird, kann eine kleine Erregungseinheit zwischendurch noch hilfreicher sein: alles wird frisch durchblutet und angefeuchtet, fühlt sich wieder geschmeidig an, auch die neuronalen Pfade zur Erregung sind aktiviert. Am besten benützt man ein wasserbasiertes Gleitgel.
ImÜbrigen konnten Forscher zeigen, dass die sexuelle Reaktion in den Genitalien, Erregung als Antwort auf erotische Stimulation in der Menopause genauso gut funktioniert wie vorher. Viel entscheidender als die bloße Zahl der Lebensjahre sind für ein erfüllendes Liebesleben die generelle Gesundheit und ein liebender Partner.
Selbsterkenntnis live.
Wer sich ohne Filter ausprobiert, weiß am Ende auch besser, was ihn anmacht. Man kann die eigene Sexualität besser wertschätzen. Danach fällt es vermutlich auch leichter, dem Partner deutlich zu machen, was man gerne mag und was weniger gut tut. Denn keiner kann Gedanken lesen, selbst der liebevollste Partner nicht. Er braucht Anleitung – in manchen Fällen mehr, das wissen Sie.
Allein studiert, zu zweit probiert. Viele Frauen entdecken durch Ausprobieren auch, wie sie besser zum Höhepunkt kommen, solo gelingt das Frauen sogar häufiger als zu zweit. Und auch die partnerschaftliche Lust kann profitieren – wenn man Selbststimulation und Penetration miteinander verbindet. Denn dass viele Frauen allein durch die Stimulation durch den Penis keinen Höhepunkt erleben können, ist inzwischen klar. Für die Mehrheit ist die Klitoris der zentrale Punkt der Erregung. Wer mag, nimmt einen Finger dazu oder kleine Gerätschaften und erlebt explosive Momente. Erregung hoch zwei, warum nicht?
Raus aus dem Doppelstandard
Wieso ist so oft Scham im Spiel? Klar tun Männer „es“ schon als Jugendliche auch heimlich, aber spüren indirekt eher positives Feedback. Die Freunde tun es auch, es ist klar, dass Jungs es tun. Darum gilt es für sie immer noch Zeichen von Potenz und Männlichkeit, wenn sie ihre Sexualität testen, während bei weiblicher Sexualität oft eher an Fortpflanzung gedacht wird oder die Freude, die sie damit einem Mann bereitet. Zugegeben, für neue Generationen ändert sich das gerade langsam. Dennoch wurden und werden Frauen immer noch tendenziell so sozialisiert, dass sie die Bedürfnisse der Anderen vor ihre eigenen stellen. Tun sie etwas, das nur ihnen persönlich Freude bereitet, gilt das schneller als egoistisch. Dabei ist die eigene Lust Ihr gutes Recht!
Genießen Sie also Selbstliebe, ob jenseits des Bettes, im Bett, allein oder zu zweit. Es ist ein kleines Gefühlsfeuerwerk, nur für Sie.