Sinnvoller sind deshalb feine Anregungen, die man gut umsetzen kann, wie diese: hier sind eine Hand voll realistische Ideen fürs nächste Mal.
1. Vorschau der Lust
Überhaupt gut, Sie sind im Vorteil, weil Sie sich schon mal theoretisch mit der Praxis der Liebe beschäftigen. Das ist die beste Vorbereitung auf ein erfülltes Zusammensein: zu visualisieren, was Sie mit dem Partner tun und was Sie lassen möchten. Manche Handlung läuft vielleicht zu automatisiert ab oder passt nicht mehr zu Ihnen. Was sind Ihre Bedürfnisse? Es ist einfacher, danach zu handeln, wenn Sie sich darüber (ehrlich!) im Klaren sind.
2. Atmen als Basis der Erregung
Atmen geht wie von selbst? Nicht immer. In der Anspannung vergessen wir oft, uns innerlich zu lüften. Doch das ist die Basis der Lust. Denken Sie auf dem Weg in die Erregung ab und zu daran: Atmen Sie entspannt? Wenn nicht, üben Sie eine tiefe, entspannte Atmung. Das hilft im Übrigen auch in Stressmomenten, weil ein ausgeglichener Atem den Geist beruhigen kann. So geht es: Lassen Sie beim Einatmen die Luft einströmen wie Wasser, das langsam ein Becken füllt. Der Pegel steigt ganz allmählich, mühelos. Darum hebt sich auch nicht der Brustkorb, sondern erst der untere Bauch, später die Flanken. Damit aktivieren Sie zugleich die tiefen Muskeln im Beckenboden, die Spaß machen – sie werden besser durchblutet. Das kann zu einem tieferen Empfinden der Lust führen. Sprichwörtlich atemlos ist man erst zum Schluss.
3. Sich gut zuhören
Aus dem Yoga kommt die Idee, die Stimmlippen beim Ein- und Ausatmen klingen zu lassen. Es klingt wie ein leichtes Reiben, Hauchen oder zartes Stöhnen. Der Dreifach-Benefit bei der sogenannten Ujjayi-Atmung: Sie atmen ruhig, Sie sind ganz auf das eigene Empfinden konzentriert und Sie erzeugen zusätzlich eine sanfte Grundspannung zwischen Zwerchfell und Genitalien. Die vierte Wirkung: wetten, Ihr Partner findet es spannend, Sie sanft zu hören?
4. Hingabe im Moment
Viele, wenn auch kleine Studien deuten darauf hin, dass Yoga, Achtsamkeitstraining oder Meditationsübungen die sexuelle Zufriedenheit erhöhen. Sie trainieren die Beckenbodenmuskeln, erhöhen die Durchblutung, stärken Konzentration und Körperbewusstsein. Sie stellen nicht nur den Körper, sondern auch den Geist immer wieder auf „Reset“. Es entsteht Klarheit: Sie leben im Jetzt, Sie können sich ohne Sorgen und Erwartungen – auch – in die Situation der Lust begeben. Erwarten Sie vorurteilsfrei, was sich beim intimen Zusammensein ergibt statt auf ein Finale hinzuarbeiten. Sie werden den Moment intensiver erleben.
5. Neuposition ohne Stress
Hier ist eine Stellung, die nicht zu gewagt, aber doch ein wenig anders ist: Der Partner liegt auf der Seite mit leicht gebeugten, parallel angezogenen Knien, den Kopf aufgestützt. Sie legen sich auf dem Rücken quasi im rechten Winkel zu ihm und heben die Knie über seine Hüfte und schmiegen den Po an seinen Schoß. Das ist ein bisschen wie von hinten einzudringen, jedoch sanfter, gemeinsamer und bequemer.
6. Bewegliche Hüfte
Die Methode Sexocorporel ist der aktuellste Ansatz der Sexualberatung. Sie postuliert, dass das tiefste Empfinden entsteht, wenn man Becken und Oberkörper in der Lust bewegt, in einer Art doppelten Schaukel oder Wellenbewegung mit rhythmisierter Atmung, ohne Blockaden, die hemmen. Es wäre zu kompliziert, das ausführlich zu erklären, doch eines kann man mitnehmen: die Überlegung, Hüfte und Schultergürtel möglichst locker zu bewegen beim Beisammensein in der Lust. Laut Sexocorporel kann man so mit dem ganzen Körper erotisch empfinden.
7. Heimliche Massage
Wenn wir gerade dort sind... Sie könnten auch mit seiner und Ihrer Erregung spielen. Ihr Partner darf (erst einmal) stillhalten, Sie steuern Ihre Beckenboden-Muskeln an. Tick und wieder loslassen, Tick und wieder loslassen. Spannen Sie nicht zu fest an, das blockiert, sondern eher halb-locker. Sie könnten auch kleine Wellen erzeugen, die Muskeln sanft nach oben ziehen. U-ha, oder? Diese Bewegungen kann man trainieren, ohne dass es jemand mitbekommt, sie kräftigen die Muskeln und stärken das Bewusstsein für die eigene erotische Kraft. Übungen dazu finden Sie im Internet mit und ohne Videos, Stichwort Beckenboden oder Mula Bandha im Yoga. Ihr Partner wird staunen.
Christiane Kolb
Freie Autorin/ Beraterin/ Referentin für sexuelle Bildung