Remisens - Ratgeber

Warum erotische Phantasien eine prima Vorstellung sind: 7 Fragen und 7 Antworten zum Kopfkino für Frauen

Sie begleiten uns ­– doch oft nehmen wir sie gar nicht bewusst wahr: erotische Phantasien, Träume, Sex im Kopf. Manche Szenarien verunsichern, die meisten haben jedoch ein großes Potenzial für die weibliche Libido. Wer möchte, kann sie sogar als Hilfsmittel gegen sexuelle Unlust nutzen. Die folgenden Fragen und Antworten können Ihnen helfen, die Bilder im Kopf für die eigene Sexualität zu nutzen.

Frau mit zusammengebunden Händen im Bett© AlessandroBiascioli / Shutterstock

1. Woher kommen erotische Phantasien?

Gute Frage. Ganz klar ist das nicht, sie speisen sich aus erotischen Erfahrungen, gesehenen Bildern und archaischen Instinkten. Klar ist jedoch: das Gehirn ist das zentrale Organ für unsere Erregung. Es dämpft die Lust, wenn sie nicht stimmig erscheint und regt sie an, wenn alles passt. Lassen wir uns auf die Lust ein, gibt das Kontrollzentrum Macht ab an unsere Gefühle, für den Rausch der  Hormone. Das Kopfkino kann dabei helfen, die erotischen Gefühle zu vertiefen und weiterzuführen bis zum Höhepunkt.

2. Ist etwas falsch, wenn ich kaum erotischen Phantasien habe?

Nein, das ist normal, denn Menschen funktionieren unterschiedlich. Es gibt visuelle Typen, andere kommen mehr über Berührung, die Situation oder Gefühle in Stimmung. Laut einer groß angelegten Studie des englischen Professors für Psychologie und Paartherapeuten Brett Kahr haben 84 Prozent der Frauen regelmäßig erotische Phantasien – im Gegenzug erlebt also etwa jede sechste Frau selten oder nie sexuelle Bilder im Kopf.

 

Studien zeigen jedoch, dass eine größere Vielfalt erotischer Phantasien mit einer höheren Zufriedenheit mit dem eigenen Sexualleben einhergeht, wie Wissenschaftler Christian Joyal vom Institut für Psychologie der Université du Québec in Montréal zeigte. Darum macht es Sinn, lustvolle Bilder zuzulassen, auszumalen und auszukosten. Gute Gedanken sind schließlich auch in anderen Lebensbereichen wirksam: sowohl Anti-Stress-Training als auch die Verhaltenstherapie arbeiten mit Imaginationen. Mentale Techniken wie Meditation, Autogenes Training, MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) stimulieren mit Phantasiereisen, Visualisierungen oder Fokussierung der Gedanken Körper und Geist.

 

3. Welche Phantasien sind normal? Was bedeuten abseitige Szenarien?

Forscher Joyal fand in Interviews heraus: häufig spielen bei Frauen ein romantischer Ort, verliebte Gefühle und eine besondere Atmosphäre eine große Rolle. Aber von wegen Blümchensex: für die meisten Frauen sind Phantasien wie dominiert zu werden, Fesseln, ein Koitus in der Öffentlichkeit oder Oralsex zu empfangen feste Bestandteile des Repertoires im Kopf. Männer dagegen nennen häufiger den Sex mit einer Unbekannten oder die Vorstellung, zwei Frauen beim Liebesspiel zu sehen.

Dennoch sind die Bilder oft widersprüchlich, beobachtete auch Paartherapeut Brett Kahr. Er beschreibt, dass sexuelle Phantasien häufig zugleich erregend und abstoßend wirken können. Sie lassen uns oft unschlüssig zurück, gerade wenn eine Phantasie mit Gewalt verbunden ist oder die Anmutung einer Vergewaltigung hat.

 

Während sich mit Sicherheit keine Frau danach sehnt, zum Sex gezwungen zu werden, kann der Gedanke, sich hingeben zu dürfen, über gebundene Hände sogar zu müssen äußerst erregend wirken. Indem man (in Gedanken) quasi dazu gezwungen wird, die Kontrolle abzugeben, erlaubt man es sich auch. Das kann der reale Anteil an der sonst so unerwünschten Phantasie sein. Im echten Leben gehört ein Szenario der Kontrollabgabe aber in den Rahmen einer vertrauensvollen Beziehung.

 

4. Sind meine sexuellen Phantasien für die gelebte Sexualität relevant?

Viele Handlungen sind nicht fürs echte Leben gedacht und gemacht. Szenarien können enttäuschen, wenn man sie in der Realität umsetzt. Dennoch kann man etwas ableiten, wie bei den gebundenen Händen. Man könnte also fragen: Wofür könnte die Phantasie stehen? Bei Unterwerfungsphantasien etwa kann das Korn Wahrheit darin die Idee sein, die Kontrolle abgeben zu dürfen. Beim Dominieren gibt es eine Lust, sich stärker auszuleben und zu bestimmen.

 

Schöpfen Szenarien allerdings aus vergangener, unbewältigter Realität, sind sie quälend, beängstigend oder verleiten dazu, eine gefährliche Situation aufzusuchen ist Vorsicht angesagt. Man sollte erwägen, sie mit beraterischer Hilfe zu vertreiben.

 

5. Wieviel soll ich meinem Partner davon erzählen?

Je nachdem. Wenn Sie das Gefühl haben, er könnte eine Vorstellung spannend finden und ein Reenactment, also ein Nachstellen oder Nachspielen im Bett würde beiden Spaß machen, dann erzählen Sie davon. Wenn Sie eigene Wünsche aufspüren, bestimmte Worte, Bewegungen, Anregungen, dann dürfen diese ruhig mit ins Bett. Trauen Sie sich, darum zu bitten, formulieren Sie positiv. Eher abseitige Phantasien, konkurrierende Partner jedoch bleiben besser im eigenen Kopf: behalten Sie den zensierten Teil der Bilder für sich. Sie sind Privatsache, ein kostbarer Schatz, nur zur eigenen Verwendung.

 

6. Ist es schlimm, wenn der Mann, dem ich im Kopf hingebe nicht mein Partner ist?

Nein, das braucht Sie nicht zu beunruhigen. So „träumen“ Männer schließlich auch, noch häufiger als Frauen, fand Psychologe Joyal heraus. Nur wenn das Auftauchen aus der Phantasie ein bitteres Erwachen wäre, wenn die Vorstellungen eine unschöne Realität überdecken sollen, ist es Zeit, über reale Veränderungen nachzudenken. Ist diese Partnerschaft noch das Richtige?

 

7. Wie kann ich sexuelle Phantasien für mich nutzen und steuern?

Dabei macht einerseits Übung die Meisterin. Andererseits müssen sich viele Frauen erst eine Art innere Erlaubnis für die scharfen Bilder geben, die scheinbar nicht zum Selbstbild passen. Vor allem, wenn wir mit dem Gedanken aufgewachsen sind, dass Frauen weniger sexuelle Wesen seien als Männer. Die Stellenbeschreibung „gute Partnerin“ und die der „verführerischen Geliebten“ sind und bleiben widersprüchlich: tüchtig, kontrolliert, kompetent, hilfreich und gut sorgend soll die eine sein, sich selbst genug, verführerisch, genießerisch, egoistisch die andere.

 

Weiter mit der Praxis: Suchen Sie sich zunächst filmreifes, erregendes Material. Denken Sie an erotische Momente aus dem eigenen sexuellen Lebenslauf. An Männer, die Sie anmach(t)en. Als Bonusmaterial nutzen Sie sexy Stars und Sterne, wozu gibt es schließlich Marvel-Helden und Mittelalter-Serien?
Den Anfang kann eine schlichte, schlüpfrige Momentaufnahme machen, erst Bilder, dann Sequenzen. Profis spielen schließlich eine komplette Verführungsszene durch bis in die kleinste Position und Praktik.

Achten Sie auf Körper, Haut und Haar, Worte und Bewegungen, Küsse und Haltungen. Was löst bei Ihnen ein elektrisches Gefühl im Bauch aus? Bücher können helfen, Filme je nach Gusto bis zu Erotikfilmen und Pornos. Nach und nach drücken Sie nun öfter auf das innerliche „Replay“. Erst im Liebesspiel mit sich allein und später auch beim Sex mit dem Partner. So wird aus dem Kino im Kopf ein reales Gefühl. Film ab, Lust an.

 

Buchtipp: "Sex im Kopf: Alles über unsere geheimsten Phantasien" (Brett Kahr)